Wirkungsweise

Horizontal-Therapie ist eine systemische Form der Elektrotherapie, die in den gesamten Stoffwechsel eingreift. Im Gegensatz zu Reizstrom, der nur an erregbaren Zellen, sprich Muskel- und Nervenzellen, wirkt.

Der Körper arbeitet auf zwei verschiedene Arten völlig natürlich selber mit elektrischem Strom: Zum einen gibt es keinen Stoffwechselvorgang im Körper, ohne dass Strom fließt. Denn elektrischer Strom ist – per Definition – das Bewegen von elektrischen Ladungsträgern. Ionen und Moleküle (H-Ionen, Magnesium, Kalium, etc.), die in jedem Körper in großer Zahl vorhanden sind, sind entweder positiv oder negativ geladen! Wann immer sich zu einem Stoffwechselvorgang ein solches Teilchen im Körper bewegt, fließt also ein elektrischer Strom.

Wenn man einen herkömmlichen Reizstrom nimmt, hat man eine positiv geladene und eine negativ geladene Elektrode. Unter der positiv geladenen Elektrode werden im Körper die negativ geladenen Teilchen angezogen und unter der negativ geladenen Elektrode werden die positiv geladenen Teilchen angezogen. Dadurch kommt es zu einer Ladungstrennung im Körper. Die einen zieht es in die eine Richtung, die anderen in die entgegengesetzte Richtung. Das ist für den Stoffwechsel ungünstig, denn die Teilchen müssen sich im Körper auf eine bestimmte Art und Weise begegnen, dann können sie aneinander andocken und es kommt zur biochemischen Reaktion. Wenn ich diese Teilchen aber auseinander dividiere, dann fahre ich den Stoffwechsel herunter. Wo ich eine Heilung möchte, wünsche ich mir jedoch einen gut funktionierenden Stoffwechsel.

Die Horizontal-Therapie (HT) ist ein mittelfrequenter Wechselstrom. Das heißt, die Polarität der Elektroden (positiv und negativ geladen) wechselt einige tausend Mal pro Sekunde. Geräte, die mit mittelfrequenten Wechselströmen arbeiten, sorgen selbst für diesen Effekt. Die Ladungsträger (Ionen und Moleküle) werden also ein paar tausend Mal pro Sekunde in unterschiedliche Richtungen angezogen. So schnell können sie aber nicht zwischen den Elektroden hin- und her flitzen. Sie werden quasi nur noch umeinander geschüttelt. Man nennt das auch den physikalischen Schütteleffekt (von außen nicht sichtbar, er findet im Gewebe statt).

Das ist von großem Vorteil, weil jetzt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Ladungsträger in der richtigen Konstellation begegnen und „stoffwechseln“ können, entscheidend erhöht wird.

Es hat aber noch einen weiteren Vorteil: Bei einem entzündlichen Prozess kommt es immer auch zu Schwellungen im Gewebe (von außen nicht zwingend sichtbar). Diese Schwellung drückt nun auf das Gewebe und hindert die Zellen am Arbeiten. Außerdem liegen in der Schwellung konzentriert Entzündungs- und Schmerzmediatoren (H-Ionen sind z.B. Schmerzmediatoren). Diese melden an die umliegenden Nervenenden, dass aufgrund ihrer hohen Konzentration hier eine Entzündung vorliegt, also eine Schmerzquelle.

Eine solche Schwellung muss man sich vorstellen wie ein Haufen Sand auf einem Blatt Papier. Wenn nun von unten (Strom) ein paar tausend Mal pro Sekunde an dem Papier (Gewebe) gerüttelt wird, verteilt sich der Haufen (Schmerz-Entzündungsmediatoren) auf eine größere Fläche. In unserem Fall die Schwellung. D. h. mehr Lymph- und Blutgefäße außen herum sind beteiligt und es kann besser abtransportiert werden. Gleichzeitig nimmt die Konzentration der Schmerz- und Entzündungsmediatoren ab, so dass weniger Schmerz und Entzündung an die umliegenden Nervenenden gemeldet wird. Die entzündungshemmende und ödemreduzierende Wirkung gleicht der Wirkung von Kortison. Zusätzlich wird jedoch der Stoffwechsel positiv beeinflusst und es kommt über verschiedene Mechanismen zur Schmerzlinderung.

Der Körper nutzt Strom nicht nur für den Stoffwechsel, sondern auch zur Informationsübertragung. Vom Erfolgsorgan über die Nerven an das Gehirn und anders herum. Dazu kreiert er selbst elektrische,  körpereigene Impulse, so genannte Aktionspotentiale (APs). Je nachdem wie viele er davon pro Sekunde über welche Nerven verschickt, ist die Information verschlüsselt.

 

Beispiel Durchblutung: Der Sympathikus steuert die Durchblutung in der Peripherie. Das tut er, indem er im Frequenzbereich 0 Hz bis 10 Hz (höchstens 10 pro Sekunde) Aktionspotentiale feuert. An seinen Nervenenden (Synapsen) hat der Sympathikus kleine „Kügelchen“,   in denen Noradrenalin (Überträgerstoffe) gespeichert ist. Jedes Mal,  wenn ein Aktionspotential am Nervenende ankommt, wird Noradrenalin freigesetzt. Es fällt in die spiralförmig um das Blutgefäß gewickelte glatte Gefäßmuskulatur. Dort kommt es zur biochemischen Reaktion und der Gefäßmuskel kontrahiert. Sobald er kontrahiert, „quetscht“ er das Blutgefäß zusammen und es kommt zur Minderdurchblutung. Wenn ich also an meinem Elektrotherapiegerät 10 Hz einstelle, kommt es im durchströmten Gebiet zur maximalen Freisetzung des Noradrenalins und damit zur Vasokonstriktion.

Ist der Sympathikus in Ruhe und feuert keine Aktionspotenziale, dann wird auch kein Noradrenalin freigesetzt an der Synapse, und ich habe die optimale Vasodilatation. Nun kann ich mit dem Gerät zwar 10 Hz einstellen, nicht aber durch 0 Hz Einstellung den Sympathikus am Feuern hindern. Wenn ich eine Vasodilatation möchte, greife ich zu einem einfachen Trick: Ich lasse den Sympathikus einfach 100 mal pro Sekunde ein Aktionspotenzial feuern. Also 10 mal mehr als er physiologischer Weise von selbst bilden würde. Das bewirkt, dass das zur Verfügung stehende Noradrenalin ganz schnell verbraucht ist. Sobald das der Fall ist, kann der Befehl zur Muskelkontraktion an den Gefäßmuskel nicht mehr übertragen werden, und es kommt zur Gefäßdilatation.

(c) Tanja Blume